Donnerstag, 29. April 2010

Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein unterstützt TREUHAND-PROJEKT



Dienstag fiel die Entscheidung, seit gestern Abend ist die Nachricht online: auch die Filmförderung HAMBURG SCHLESWIG HOLSTEIN (FFHH) fördert GOLDRAUSCH.

Die FFHH schreibt unter der Überschrift „KURZ, EXPERIMENTELL UND AUFREGEND DOKUMENTARISCH“:

In GOLDRAUSCH (32.000 Euro, Zero One Film, Berlin) erzählt Autor und Regisseur Dirk Laabs in ständig wechselnden Erzählperspektiven die kontroverse Geschichte der Treuhandanstalt. Zu Wort kommen Gewinner und Verlierer, Akteure und Zuschauer.

Die Quelle hier.

Ich sage: Vielen Dank!

"Goldrausch (Arbeitstitel) – Die umstrittene Geschichte der Treuhandanstalt" wurde bereits in der Entwicklungphase von der FFHH, der DEFA-Stiftung, der Filmstiftung NRW (mit dem Gerd-Ruge-Stipendium), sowie der europäischen Filmförderung MEDIA untertsützt.

Mehrere Sender der ARD helfen bei der Produktion und auch die „Filmförderungsanstalt“ des Bundes (FFA) finanziert das Projekt (mehr hier).

Die Filmarbeiten beginnen – nach über zwei Jahren Recherche und Entwicklung – in diesem Sommer.

Der Titel des Films GOLDRAUSCH ist übrigens nur ein Arbeitstitel. Ich weiß, dass sich einige der ehemaligen „Treuhänder“ an dem Wort stossen. Damit soll aber nicht die Motivation der Mitarbeiter der Treuhandanstalt beschrieben werden, sondern die Stimmung, die sich in Deutschland bereits Ende 1989 ausbreitete. Oft sagten mir Zeitzeugen: Es herrschte eine zügellose Goldgräberstimmung unter vielen Beratern, Investoren und Glücksrittern, die alle dachten, sie könnten in Ostdeutschland das große Geld machen. Daher der Arbeitstitel.

Mittwoch, 28. April 2010

Homepage aufgefrischt


Es war an der Zeit: ich habe mal wieder meine Homepage umgebaut. Wer sich selber einen Eindruck machen möchte; einfach hier klicken: www.dirklaabs.de

Dienstag, 27. April 2010

Aus dem Archiv [1]: Daniel Cirera "Roadtrippin"

Vor einiger Zeit war ich mit dem Singer-Songwriter DANIEL CIRERA aus Schweden in Los Angeles um dort das Video für seinen wirklich sehr schönen Song Roadtrippin' aufzunehmen. Habe dabei endlich mal wieder die Kamera selbst geführt. Schöner Song, schönes Video (Schnitt und Konzept: Christoph Köhler), wie ich finde. Hat immerhin insgesamt über 100.000 Klicks bei youtube (ist dort mehrmals hochgeladen worden). Daniel hat leider seit dem nichts mehr aufgenommen; arbeitet, so heißt es, wieder als Anwalt.

Das Video bei youtube: hier.

Montag, 12. April 2010

Vielleicht ist Fortschritt nur möglich, wenn man vergisst




Gemeinsam mit dem Reporter (und unserem guten Freund) Philipp Lichterbeck war ich den Sommer 2009 über in Ruanda. Ich habe dort die Reportage „Ruandas starke Frauen“ für ARTE gedreht, Philipp hat währenddessen an zwei sehr schönen Reportagen für den TAGESSPIEGEL gearbeitet.

In einer Geschichte beschreibt er das Leben der "Trümmerfrauen" in Ruandas. Der Text: Hier.

In einem weiteren Text beschreibt er treffend die Hauptstadt Ruandas, Kigali. Aufstrebend, widersprüchlich, auf dem Sprung.
Hier der Text.

Ein Auszug:
„Die Regierung hat Fortschritt angeordnet“, sagt Patrick Knipping. „Vielleicht ist das nur möglich, wenn man vergisst.“

„Es ist dieses Nebeneinander von Vergangenheit und Zukunft, das in Kigali so irritiert. Wo Kindern die Arme und Beine abgeschnitten wurden, ehe man ihre Mütter vergewaltigte und den Vätern die Nacken aufschlitzte, damit sie verbluteten, schwärmen die Geschäftsleute heute vom fortschrittlichsten Land Afrikas. Wer die Zukunft des Kontinents sehen wolle, müsse herkommen. Tatsächlich wächst Ruandas Wirtschaft jedes Jahr um sechs Prozent, ganz ohne eigene Bodenschätze. Wäre man böse, könnte man formulieren, dass das Land unter Hyperaktivität leidet.“

We're about to nail this mother to the door


Unser Freund Terry McDermott hat sein neues Buch veröffentlicht:
101 Theory Drive – A Neuroscientist’s Quest for Memory.
Ein Wissenschaftskrimi. Wie erinnern wir uns eigentlich? Und warum lagen fast alle Gehirnforscher bisher so daneben und sind der falschen Theorie gefolgt? Terry hat den Wissenschaftler Gary Lynch gewohnt hartnäckig mehrere Jahre bei seiner Arbeit begleitet, während der entschlüsselt, wie "Erinnerungen geboren werden".

Ein Satz aus dem Text:
"The first time I spoke with the neuroscientist Gary Lynch, the conversation went something like this:

Me: I'm interested in spending time in a laboratory like yours, where the principal focus is the study of memory. I'd like to explain how memory functions and fails, and why, and use the work in the lab as a means to illustrate how we know what we know.

Lynch: You'd be welcome to come here. This would actually be a propitious time to be in the lab.

Me: Why's that?

Lynch: Because we're about to nail this mother to the door."


Terry, ehemals bei der LA TIMES, hat außerdem "Perfect Soldiers" (die Geschichte der 9/11-Attentäter) veröffentlicht. Ich haben diesen Stoff einige Jahre mit ihm gemeinsam recherchiert.

http://www.101theorydrive.com/
http://tmcdermott.com/default.aspx

Freitag, 2. April 2010

ZAPP-Interview über angeblichen CIA-Mordkomplott




Vor kurzem bin ich für das NDR-Medienmagazin interviewt worden. Es ging um einen angeblichen Mordkomplott der CIA. In Hamburg habe sich eine "Hitcrew" darauf vorbereitet, den Islamisten Darkazanli umzubringen.

Hier der Text von ZAPP:

Und hier das Interview komplett:

Crossing Borders

Unser Freund Philipp Lichterbeck hat eine schöne Geschichte über einen kleinen Ort in Zentralmexiko geschrieben. Dort simuliert fast ein ganzes Dorf für Touris, wie es ist, illegal über die US-Grenze nach Texas, Kalifornien oder Arizona zu türmen. Ich war auch dabei. Kann man auf dem Foto erkennen (Foto © Philipp Lichterbeck).

Gerd-Ruge-Stipendium für GOLDRAUSCH


Die NRW-Filmstiftung hat gestern bekannt gegeben, dass mein Projekt GOLDRAUSCH ein Gerd-Ruge-Stipendium bekommt. Die Jury hat sich nicht leicht getan, wie mir später gesagt wurde, aber man konnte sich schließlich doch noch durchringen. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Also: Danke nach Düsseldorf!

Filmförderung für GOLDRAUSCH!


Die Filmförderung Schleswig-Holstein Hamburg und die europäische Filmförderung MEDIA finanziert die Entwicklung meines Kinodokumentarfilm-Projekts „GOLDRAUSCH!“ (so der Arbeitstitel).


Den Film wird Thomas Kufus und die Zero One Film GmbH produzieren. Zero One hat u.a. „Black Box BRD“, „Weiße Raben“, „Die Kinder sind tot“ und „24h Berlin“ möglich gemacht.


Mit der Dokumentation erzähle ich die umstrittene und bewegte Geschichte der Treuhandanstalt. Die Anstalt war einst die größte Holding der Welt, verantwortlich für die Privatisierung der ehemaligen DDR-Unternehmen. Viele ehemalige Bürger der DDR halten die Treuhand noch heute für den „Totengräber“ Ostdeutschlands.


Passend dazu dieser Text aus der „Hamburger Morgenpost“ (aus dem Januar 2009):

Fast 20 Jahre nach dem Fall der Mauer schieben die Ossis Frust: Sie sind enttäuscht von der Wiedervereinigung. Das ergab eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der "Berliner Zeitung". Trotz aller Aufbau-Ost-Milliarden sagen heute 46 Prozent der Ostdeutschen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage gegenüber 1989 verschlechtert hat - sozial fühlen sich sogar 72 Prozent schlechter gestellt.

"Die Ostdeutschen sind überzeugt, sie seien nur ausgenutzt und über den Tisch gezogen worden", analysiert Forsa-Chef Manfred Güller die niederschmetternden Ergebnisse. Die Euphorie nach dem Mauerfall sei weitgehend verflogen. Zwar erkennen die Ostdeutschen an, dass viel Geld in den Aufbau geflossen ist. Doch nach ihrer Überzeugung wurde das Geld von Westlern abgegriffen, die im Osten Geschäfte machen. Weitere Faktoren, die die Stimmung vermiest haben: sinkende Realeinkommen, gestiegene Preise und die aktuell drohende Rezession.

In der Summe führte dies dazu, dass der Frust im Osten steigt. Besonders besorgniserregend: 63 Prozent der Ostdeutschen glauben, dass es nicht gerecht zugeht (Westen: 59), bei den Anhängern der Linken sind es sogar 81 Prozent. 67 Prozent sind unzufrieden mit dem politischen System (Westen: 53). 70 Prozent glauben, dass die Korruption sich massiv verstärkt hat.

Für Güllner sind das "Alarmzeichen für eine grummelnde Unzufriedenheit" und eine große Entfremdung zu den politischen Akteuren. "Es entsteht ein Vertrauensvakuum, in das Radikale hineinstoßen können." Das sehe man auch an den hohen Wahlenthaltungen und an Wahlergebnissen wie dem Hamburger Erfolg von Ronald Schill, der 2001 aus dem Stand auf 20 Prozent der Stimmen kam.

Der Suhrkamp Verlag veröffentlicht die „Hamburger Lektionen“ als DVD-Edition


Der Suhrkamp-Verlag startet eine neue DVD-Edition, aufgenommen wurden u.a. verfilmte Werke von Samuel Beckett und Bertolt Brecht. Als eines der ersten Projekte außerdem mit dabei: der Film „Hamburger Lektionen“ von Romuald Karmakar, der 2006 auf der Berlinale in der Panorama-Reihe Premiere hatten, später in die Kinos kam und auf ARTE zu sehen war. Der Film ging auf meinem Artikel in der FAS zurück (der Text hier). Ich erwähnte dort eine Predigt des radikalen Islamisten Mohammed Fazazi, die er in der Hamburger Moschee al-Quds am Steindamm gehalten hat. Diese Predigt ist auf Video aufgezeichnet worden. Für „Hamburger Lektionen“ wurde die Predigt nun von Romuald Karmakar – in Zusammenarbeit mit mir – Wort für Wort übersetzt und zu einem Drehbuch verarbeitet (Susan Vahabzadeh in der „Süddeutsche Zeitung“ hat absolut recht, wenn sie schreibt: „eine Heidenarbeit“). Das Dokument trägt der Schauspieler Manfred Zapatka vor. Zapatka hatte bereits eine Rede von Heinrich Himmler für ein Projekt Karmakars gelesen. Setzt man dieser Predigt aus, versteht man plötzlich sehr genau, was den Islamismus im Inneren zusammenhält.



Die Kritik urteilte über „Hamburger Lektionen“:


Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“:

Dieser Film ist die härteste Erfahrung der Berlinale 2006. Keine Explosionen, kein Blutbad, kein nacktes Fleisch. Nur drei Hocker in einem Studio. Auf einem sitzt der Schauspieler Manfred Zapatka, gefilmt in nur drei oder vier verschiedenen Einstellungen. Zweimal ist ein Ladenlokal am Hamburger Steindamm 103 zu sehen. Zapatka liest einen Text, gleichmäßig, nur selten leicht die Stimme hebend. Zwei Lektionen eines marokkanischen Imams, die "Hamburger Lektionen" von Mohammed Fazazi, gehalten in einer Moschee am Steindamm im Januar 2001, von einem Anhänger auf Video aufgezeichnet. Zu Fazazis Schülern gehörten drei der vier Piloten des 11. September. Im Oktober 2001 verschwand er unbehelligt aus Deutschland. Heute ist er ein privilegierter Häftling in Marokko, verurteilt als ein geistiger Anstifter der Selbstmordattentäter von Casablanca im Mai 2003. Im vergangenen Juli war seine Geschichte in dieser Zeitung erstmals zu lesen.

Der Autor Dirk Laabs hat auch an Romuald Karmakars Film "Hamburger Lektionen" mitgearbeitet. Karmakar, der mit seinen Filmen immer dorthin geht, wo es weh tut, hat die Videos transkribieren und übersetzen lassen. Auf der Leinwand hat er noch das letzte Spurenelement von Realismus getilgt. Es ist dieselbe drastische Reduktion, mit der er Zapatka vor sechs Jahren Himmlers Posener Rede von 1943 vortragen ließ.


[…]


Das Ungeheuerliche entsteht aus der brutalen Nüchternheit der Darstellung. Karmakar zeigt das auf die einzig angemessene Weise. Die gängigen Urteilsformen des Kinos haben ihm nie eingeleuchtet. Er dokumentiert. Was da zu hören ist, das ist nicht der Islam. Es ist

aber auch nicht so, daß es gar nichts mit dem Islam zu tun hätte. Es sind Lektionen nicht nur für die Gläubigen, an die sie adressiert waren. Durch den Film werden sie zu einer Lektion für alle, die sich diesen 133 Minuten unterziehen. Nicht nur, weil da die Frage nach

der seltsamen Untätigkeit des Verfassungsschutzes ist, nach dem Sinn von Überwachungen, da ja nicht auszuschließen ist, daß anderswo Ähnliches gepredigt wird; sondern weil der Film darüber hinaus nach der Empfänglichkeit für diese Lektionen fragt,

welche auch der Diskurs über Integration und Dialog beantworten müßte; weil man zu ersticken droht, wenn man genau zuhört, und doch ganz tief Luft holen und einen kühlen Kopf behalten muß, bevor man über diese Dinge spricht und nachdenkt. Das ist ein

ziemlich unangenehmer Zustand. Es ist der Zustand, in dem wir uns befinden. Und Karmakars Film ist so radikal, weil er uns darauf stößt.


Die „FAZ“:

„Romuald Karmakar konnte nicht wissen, daß ausgerechnet in den Tagen, in denen sein Dokumentarfilm "Hamburger Lektionen" auf der Berlinale seine Premiere erlebt, der Streit um die sakralen Gesetze des Korans die Welt erschüttern würde. Nun ist es so, und die

Auseinandersetzungen der letzten Wochen haben die Dringlichkeit der Fragen geschärft, die sich angesichts der "Hamburger Lektionen" stellen. Was wir hier sehen und vor allem hören, gibt Anlaß nicht nur zu Alarm, sondern auch zu weitgehender Hoffnungslosigkeit.“



Die „Süddeutsche Zeitung“:

Ist denn, wurde Karmakar hinterher aus dem Publikum gefragt, eine präzise Übersetzung eines solchen Textes möglich? Es wurden vor den "Hamburger Lektionen" immer nur Passagen aus diesen Predigten übersetzt. Karmakar hat für seinen Film ein Team von zehn

Übersetzern daran arbeiten lassen, Sten Nadolny war der Lektor, viele Begriffe wiederholt Zapatka im Original. Eine solche Übersetzung ist eine – wie man so schön sagt – Heidenarbeit, die ein einzelner nicht leisten kann; und man braucht vielleicht auch einen

wie Karmakar: "Ich habe halt immer wieder nachgefragt: Heißt das jetzt Volk oder eher Bevölkerung?"


Die „Neue Züricher Zeitung“:

Drei der vier Attentäter des 11. September gelten als seine Musterschüler. Die deutsche Staatsanwaltschaft hat ihn nie belangt. Zwei seiner «Lektionen», die er im Januar 2000 zu Fragen islamischer Lebensführung im Gebetsraum hielt, kursierten – vertrieben auch über die Buchhandlung der Moschee – auf Video. Durch eine Recherche des Journalisten Dirk Laabs darauf aufmerksam geworden, liess sie der Filmemacher Romuald Karmakar aus dem Arabischen sorgfältig ins Deutsche übertragen, setzte den Schauspieler Manfred Zapatka auf einen Stuhl vor Kameras und hiess ihn den Text vorlesen. Sein Film «Hamburger Lektionen», uraufgeführt an der Berlinale 2006, war nur an Festivals zu sehen. Offenbar hat dem Werk erst die jüngste Aufdeckung von Anschlagsplanungen deutscher Islamisten in die Kinos verholfen.


Wir Ungläubigen, die wir keine Moscheen besuchen und kein Arabisch verstehen, können dank Karmakar nun auch einmal mit einer Hasspredigt intime Bekanntschaft machen. Indes: Der Film ist keine Dokumentation. Aufklärung, und das macht seinen Rang aus, leistet er als Kunstwerk. Von zwei Einstellungen abgesehen, welche die Strasse zeigen, in deren Hinterhof sich die Hamburger Moschee befindet, sieht der Zuschauer 133 Minuten lang nur den vorlesenden Manfred Zapatka. Jedes geläufige Bild, das wir beim Wort Hassprediger assoziieren, wird verweigert. Eine deutsche Stimme, ein westliches Gesicht, ein in sich schlüssiger Text. Rationalität, Höflichkeit (ja Wärme), Strenge, die Autorität eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses – das bestimmt die ungemein dichte Atmosphäre, welche Zapatkas konzentrierter Vortrag erzeugt.


Konsequente Eindeutschung


Der Film vollzieht eine radikale Eindeutschung seines Stoffes. Darin liegt seine Stärke. An einer Vorführung mit anschliessender Diskussion, die nun an der Berliner Volksbühne stattfand, fühlte sich der auf dem Podium sitzende Historiker Ulrich Herbert an die geschlossenen Weltbilder der völkischen Radikalen der 1920er Jahre und die Moskauer Prozesse erinnert. Auch der Sozialpsychologe Harald Welzer lenkte den Blick auf gerade jene Strukturen in den Lektionen, für welche wir Analogien in unserer Geschichte finden. Romuald Karmakar konnte diese Voten als wissenschaftliche Bestätigung seiner Absichten nehmen. Sein Film unterläuft die typisch deutsche «Exterritorialisierung» des radikalen Islamismus, die so tut, als reife der Terror nur anderswo, nicht aber in Deutschland. Exotik hat hier keinen Platz. Zugegeben, beim Zuschauen spürten wir die Begier, Mohammed Fazazi, und sei es nur in einer kurzen Sequenz, einmal «bei der Arbeit» zu sehen. Aber warum? Um uns zu vergewissern, dass wir es mit einem fremdländischen bärtigen Kaftanträger zu tun haben? Für die Aufklärung wäre dadurch nichts gewonnen.“



LINKS:

http://www.suhrkamp.de/titel/titel.cfm?bestellnr=13508


http://www.hamburger-lektionen.de


http://www.welt.de/welt_print/article2691999/Karl-Marx-und-grosse-Oper.html

Who`s Afraid of America für den Grimme-Preis 2009 nominiert



Die ARTE-Serie „Who‘s Afraid of America“ ist für den Grimme-Preis als beste Doku-Serie nominiert worden. Für diese Reihe habe ich 2008 die Folge „Gewalt und Gnade“ gedreht. Die anderen Regisseure waren Tom Theunissen und Hannes Rossacher.


In dem Film gehe ich der Frage nach, ob die US-Amerikaner gewalttätiger als wir Europäer sind (Infos und Ausschnitte hier).


Wie sich jetzt herausstellte, hat die Reihe den Preis nicht gewonnen. Die Nominierung hat alle Beteiligten – auch mich – dennoch sehr gefreut.


Das „Grimme“-Institut schrieb:


"Hintergründige und facettenreiche Beschreibung des Zustands der amerikanischen Nation im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2008. Zu sehen ist ein Land, in dem sich hinter der Faszination des liberalen "American Way of Life" krasse soziale Gegensätze verbergen."


LINK:

http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=837#c20

„Die Fremden im Paradies“ wird Lehrfilm


Matthias-Film bringt meine Dokumentation „Die Fremden im Paradies – warum Gotteskrieger töten“ als Lehr-DVD heraus. Bei dem Verlag ist bereits „Mit Gott gegen alle“, ein Film über Islamisten und christliche Fundamentalisten erschienen. Lehrer können die Filme als Material für ihren Unterricht nutzen. „Die Fremden im Paradies“ ist zudem offizieller Lehrfilm von EUROPOL und im Bestand der HFF in Potsdam. Das freut mich. Und wie es manchmal so kommt: „Die Fremden in Paradies“ wird auch von einer P.M.-Edition veröffentlicht, die mir bislang nicht bekannt war.


LINKS:

http://www.matthias-film.de/modulog/index.php?modulogMod=modulogShop.modulogShop_darstellung.artikel_dv&group_id=m_shp_a&content_id=AR01844-005&ref=search


http://www.matthias-film.de/modulog/files/AR01844-005/ARBEITSHILFE/2.2_Bsp_Thema.pdf


http://www.hff-potsdam.de/fileadmin/hff/bibliothek/neuerwerbungen/neu0608.pdf

OpEd Revisted*: Islamistischer Terrorismus Warum beschäftige ich mich mit diesem Thema?


Kurz nach dem 11. September 2001 [9/11] habe ich begonnen, mich mit dem Thema "islamistischer Terrorismus" zu beschäftigen. Damals begann ich für die LA TIMES mit an einem Porträt von Mohammed Atta zu arbeiten. Seitdem hat das Thema weder die westlichen Medien noch mich losgelassen. Zu viele Fragen waren und sind noch offen, nicht zuletzt: Warum töten diese Menschen?


Ein Verfassungsschützer nannte die Arbeit der Medien nach 9/11 mir gegenüber treffend eine "Notberichterstattung". Die Geschichte war so wichtig, der Druck und die Konkurrenz so groß - und die offiziellen Stellen so schweigsam, dass viele Kollegen das zwangsläufige Faktenvakuum einfach selber füllten, ohne annähernd den Hintergrund der Täter, der Tat oder der Motive zu kennen. Andere folgten blind der Linie der ermittelnden Behörden, die – wie sich später herausstellte –vieles verschleierten oder verschwiegen, weil sie eigene schwere Fehler zu verbergen hatten. Das führte dazu, dass die Medien bei dem Prozess das Phänomen Islamismus und Terrorismus zu verstehen, viel Zeit verloren haben.


Auch meine Kollegen von der LA TIMES und ich mussten die meisten Zeit darauf verwenden, Gerüchte, Unwahrheiten und gar Lügen als solche zu erkennen. Die Berichterstattung vieler Kollegen wird bis heute von falschen Geschichten geprägt, die oft in wenigen Tagen nach 9/11 ohne ausreichende Recherche geschrieben wurden – und nicht zuletzt durch das Internet noch immer viel zitierte Quellen sind. Manche Autoren haben sogar ihre Karriere auf diesen Falschmeldungen aufgebaut, die angeblich Verschwörungen belegen.


Seit den Anschlägen von Madrid haben die Medienmacher begriffen, dass dieser Terror auch die Menschen in Westeuropa direkt betrifft. Viele Kollegen, die über das Thema berichten, sahen mit Schrecken, dass sich auch unter ihren Augen ein Netz gewaltbereiter Islamisten entwickelt hatte, ohne das man diese Gefahr klar erkannt hätte. Bei Recherchen bin ich selber immer wieder auf Aktivisten und Islamisten gestoßen, ohne ihre Rolle und Gefährlichkeit vollends zu begreifen.


Denn ein Aspekt, der die Arbeit an diesem Thema so kompliziert macht, ist der schwer zu fassende Charakter der islamistischen Extremisten: diese Menschen sind nur sehr selten die perfekten, kaltblütigen Killer, als die sie oft beschrieben werden. Dieses Bild entstand nicht zuletzt weil Polizeibehörden und Geheimdienste, vor allem die amerikanischen, nicht zugeben wollten, dass sie von chaotisch handelnden Amateuren so vernichtend getroffen worden sind.


Tatsächlich haben sich viele islamistische Terroristen oft sehr plump und auffällig verhalten. Die wenigsten haben sich von Moscheen fern gehalten oder ihre radikale Gesinnung versucht zu verbergen. Viele Aktivisten neigen zu Fehlern, sie handeln oft unberechenbar. Trotzdem glauben viele Ermittler und Journalisten in den Handlungen der Terroristen Muster, Strukturen und für sie typische Verhaltensweisen zu erkennen. In der Tat ist eher so, dass es die Medien selber sind, die den Begriff und die "Marke" al-Qaida brauchen und der zersplitterten islamistischen Szene al-Qaida-Markenzeichen andichten.


Vieles ist bei den islamistischen Terroristen im Fluss, einiges passiert schlicht zufällig, nicht alles hat einen tieferen Sinn. Letztendlich ist der Wille niemals aufzugeben und ihre nicht verhandelbare Wut auf den Westen, die Ungläubigen, das Gefährlichste an islamistischen Terroristen - neben der Bereitschaft, das eigene Leben zu geben.


Der 11.9.2001 war der erste Tag eines schwierigen Prozesses - viele Journalisten begannen langsam, wie ich selbst, die Motivation, Strukturen und Hintergründe der Islamisten zu verstehen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die Medien berichten noch immer zu oft vereinfachend über das Thema, da es zu wenig Menschen gibt, die das Phänomen islamistischer Terrorismus wirklich begriffen haben und zitabel sind (viele Experten wurden von den Sicherheitsbehörden angestellt und dürfen keine Interviews mehr geben). Darüber hinaus sind zu viele Aussagen, Akten und Vorgänge unter Verschluss- ohne dieses Material ist es unmöglich, das ganze Bild zu verstehen. Allerdings dürfen Untersuchungsberichte, Ermittlungsakten oder Gerichtsverhandlungen nicht die Recherche ersetzen. Jeder Politiker in einem Untersuchungsausschuss und jeder Staatsanwalt hat auch seine eigenen Motive. Zudem behalten verhaftete Islamisten viele Geheimnisse für sich.


Gerade ist die Organisation al-Qaida ein Synonym für Terror geworden, schon gibt es Experten und Ermittler, die glauben, dass es al-Qaida schon lange nicht mehr gibt – dass die Organisation durch eine neue Form von neuen oder wieder erstarkten unabhängigen Terrorgruppen abgelöst worden ist.


Die Arbeit, den Menschen die Hintergründe des islamistischer Terrors zu erklären ist also noch nicht beendet. Gleichzeitig darf die Gefahr nicht dramatisiert werden, so dass ein Klima der Angst herrscht - des gibt zwar in der Tat kaum wirksame Mittel gegen den Terror, aber die Terroristen können eben so wenig ein ganzes Gesellschaftssystem abschaffen.


Es ist zu befürchten, dass das Thema uns Jahre, vielleicht Jahrzehnte beschäftigten wird, da nicht zuletzt der Irakkrieg und seine Folgen eine ganze Generation von frustrierten muslimischen Jugendlichen prägt und prägen wird. Die wiederum sind die anfällig für gewaltbereite Ideologien.


* Diesen Text schrieb ich 2004, als ich meine erste Homepage ins Netz stellte. Viele Aspekte sind – zu meiner Verblüffung – noch immer aktuell. Vieles hat sich – zum Glück – als wahr herausgestellt.


Dossier für die Bundeszentral für Politische Bildung: Fundamentalismus in den USA


Noch so ein Lieblingsthema deutscher Journalisten: die evangelikale Revolution in den USA. In einem Beitrag für die „Bundeszentrale für Politische Bildung“ versuche ich einen Überblick über die religiöse Szene in den USA zu geben. Eine Erkenntnis: So bedrohlich die Evangelikalen manchmal scheinen mögen – allmächtig sind sie noch lange nicht. Einer der führenden Experten, Georgetown-Politikprofessor Clyde Wilcox, sagte mir damals in einem Interview:


"Die Neokonservativen haben von Bush die Kriege in Afghanistan und Irak bekommen. Auch die Unternehmer haben sich durchgesetzt: Die Steuern wurden gleich mehrmals gesenkt. Die religiösen Konservativen können dagegen ähnliche Erfolge kaum vorweisen. Bush unterstützte zwar anfangs eine Verfassungsinitiative, die Schwulenehe verbieten sollte, sprach aber erst zwei Jahre später wieder darüber – kurz vor der nächsten Wahl. Die Evangelikalen versuchen als soziale Bewegung unsere Politik seit dreißig Jahren zu beeinflussen – verglichen mit anderen Bürgerrechtsbewegungen war sie spektakulär erfolglos. Wenn es um die Bekämpfung der Schwulen- und Frauenrechte geht, haben sie keinen Meter Boden gut gemacht, im Gegenteil."


Tatsächlich spielten die Stimmen der Evangelikalen dann auch keine entscheidende Rolle bei den Präsidentschaftswahlen.


http://www.bpb.de/themen/GH1C7R,1,0,God%92s_Own_Country.html


Donnerstag, 1. April 2010

Zurück aus Ruanda


…zurück





Fotos here:

http://www.geo.de/GEO/kultur/geo_tv/62461.html

Donnerstag, 25. März 2010

3. SAT wiederholt „Mit Gott Gegen Alle“


Morgen, am Dienstag um 22 Uhr 45 wiederholt 3. SAT meinen Film „Mit Gott Gegen Alle“. Der Pressetext fasst zusammen:

Mit Gott gegen alle Religiöser Fundamentalismus auf dem Vormarsch Film von Dirk Laabs, ZDF / 3sat/2007 Weltweit sind religiöse Fundamentalisten auf dem Vormarsch. Egal, ob islamistisch oder christlich-fundamentalistisch - sie versuchen mit allen Mitteln, ihre Anhängerschaft und ihren politischen Einfluss zu vergrößern. Dirk Laabs trifft religiöse Fundamentalisten christlicher und islamischer Couleur in Deutschland, Belgien, Kanada und den USA. Er trifft aber auch Menschen, die vor dem Einfluss der Fundamentalisten warnen, die ihnen den Kampf angesagt haben.

Mehr zu dem Thema hier: